Zeitungsartikel von Lis Frey

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Festlich-frohe Gründung einer Akademie

Hottwil Mit den Wessenbergs auf geschichtlicher Spurensuche

Besonderer Tag in der Hottwiler Geschichte: Peter Heinrich von Wessenberg und seine Gattin Brigitte, die anlässlich der Vorbereitungen zur 850-Jahrfeier der Hottwiler von Chronist Hans Vogt in Innsbruck     „entdeckt“ wurden, luden zur Gründung und Eröffnung der Wessenberg-Akademie.

Eine Akademie im Aargau. Eine in erster Linie virtuelle, die die neuen Arten der Kommunikation mit ihren „Studentinnen und Studenten“ nutzen will, um auf geschichtlichen Spuren zu wandeln. Auf Spuren, die bis ins 11. Jahrhundert zurückreichen und mit den hinterlassenen Zeichen von der Existenz der Familienmitglieder der von Wessenberg auch schweizerische Geschichte erhellen. Schweizerische Geschichte, die durch die Jahrhunderte rückwärts betrachtet, nicht nur eine nationale, sondern ebenfalls eine europäische ist. Eine, in der die Wessenbergs 1072 in einer im Staatsarchiv in Laufenburg verwahrten Urkunde im Zusammenhang mit der Gründung der Kirche von Mandach erstmals namentlich erwähnt sind. Und dieser erste Vertreter des Geschlechts bewohnte offensichtlich die Burg auf dem Wessenberg oberhalb von Hottwil, längst eine Ruine, von der nur noch ein paar Steine übrig sind.

Spuren an verschiedenen Orten

Doch nicht nur in Hottwil und in Mandach, den derzeit ältesten bezeugten Orten der Wessenbergs, wirkte dieses Geschlecht in weltlichen und geistlichen Ämtern, auch in Konstanz, in Basel, in Burg im Leimental, im Sundgau (Liebenswiller), im Breisgau (Schloss Feldkirch) und in Diettenitz (Böhmen), um nur einige Orte zu nennen, hinterließen sie ihre mehr oder weniger prägnanten Spuren. Und daraus entsteht eben Geschichte. Geschichte der Wessenbergs von gestern und der Wessenbergs von heute. Durch die Tore der Vergangenheit in die Geheimnisse einer europäischen Familie eindringen, so benannte Professor Wessenberg am Samstag die Gründe der Gründung der Wessenberg-Akademie. Und er stellte anschließend die einzelnen Wissens- und Forschungsgebiete vor, mit denen sie sich – über Internet zu empfangen – befassen wird.

Das sind einmal Publikationen über die erwähnten Wessenberg-Orte. Im Weiteren geht es um Allianzen, die die Wessenbergs eingegangen sind und die sie über verwalterische Tätigkeiten, militärisches Engagement oder auch persönliche Beziehungen mit den herrschenden Dynastien Europas mehr oder weniger eng verband; Höhen und Tiefen einer Familiengeschichte werden so nachvollziehbar. Die Wessenbergs auf Reisen als Kreuzritter, Diplomaten oder Pilger, die Situation der Untertanen, die Burgunderpforte, die weltlichen und geistlichen Stellungen, die versunkenen Welten, die verwandtschaftlichen Beziehungen, die Patronagen, die Falschmeldungen der Chronisten, das Schicksal des früheren Besitzes (vor allem auch der Schlösser im Osten), historische Orte, die alten, vorhandenen Urkunden (Gerichts- und Kirchenrodel), familiäre Zeichen (Wappen, Inschriften). Das sind die weiteren Sachthemen, die per Bildschirm publiziert werden.

Natürlich ist nichts vollständig. Verloren und wieder gefunden oder wieder finden – das sind deshalb Stichworte des Peter H. von Wessenberg. Er hofft, dass Fachleute in Universitäten, in Archiven oder sonst wo auf weitere Spuren dieses alten Geschlechts stoßen und diese ihm melden. Er bittet ebenfalls, in Truhen und Schränken nach alten Schriften, nach Bildern oder Wappen Ausschau zu halten, die mit den vielerorts präsent gewesenen Wessenbergs zusammenhängen könnten. Von Zeit zu Zeit werden ebenfalls Experten zur Berichterstattung eingeladen, zu deren Ausführungen dank Internet auch die große Öffentlichkeit Zugang findet. Es gilt, so meinte er, die Wessenberg-Geschichte und damit diejenige der Gegenden, in denen sie wirkten, zu einer einheitlichen Betrachtung zu bringen.

Alle Interessierten sind willkommen

„Die Akademie ist ein offenes Gesprächsforum, ohne Mitgliedschaft, ohne Statuten oder andere rechtliche Bedingungen. Sie dient der Kontaktherstellung zwischen Interessierten aus dem Alltag, den Freunden und Verwandten, den Bildungswelten, den Meinungsbildnern und uns, die die organisatorische Leitung übernehmen. Der Rahmen ist für alle die Wessenberg-Geschichte“ So sieht Peter H. von Wessenberg die Organisation und das Wirken der neuen Akademie. Bei ihr mitmachen kann dementsprechend jeder oder jede, der oder die Interesse an dieser Geschichte hat.

Immerhin hat der Gründer vier bedeutende Frauen der Familie als Patinnen oder gute Feen für diese Akademie bestimmt: das ist Olga, seine Ur-Urgroßmutter, die für unkonventionell und lebensfroh zeichnet, Maud die englische Frau seines Urgoßvaters, traditionsbewusst und mutig, Helen, die Großmutter, die Vergangenheit öffnend und ordnend, und Brigitte, seine Ehefrau, präzis, modern, kreativ, innovativ.

Die Kommunikation mit der Akademie geschieht per Post (5277 Hottwil AG), Email (akademie@wessenberg.at) oder im Internet (http://www.wessenberg.at/ ). Die Internet-Seite wird allerdings erst gegen Ende dieser Woche geöffnet sein.

Beim Gründungsakt im Untervogtshaus fanden Landammann Kurt Wernli und Gemeindeammann Jörg Stolz anerkennende Worte für dieses ohne Zweifel nicht alltägliche Vorhaben. Dass es auch starke Fäden für die Zukunft spannen möge, wünschte sich Wernli besonders. Das Interesse dafür ist jedenfalls vorhanden und geht über die Landesgrenzen hinaus, wie der Aufmarsch an Prominenz auch aus den ausländischen Wessenberg-Orten bezeugte.

Und schließlich ist geplant, jedes Jahr an einem der historischen Orte einen Wessenberg-Tag durchzuführen; bereits ist 2002 in der Städtischen Wessenberg-Galerie in Konstanz eine Ausstellung über den Nachfahren des Ignaz Heinrich von Wessenberg, Pierre von Wessenberg, 1858-1943, vorbereitet. Am Samstag selber fand die erste Publikumsveranstaltung in Hottwil statt; Barbara Schedl, Mitarbeiterin in der österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien präsentierte den Vortrag und die Multivisions-Show „Mit CD-ROM ins 13. Jahrhundert“ (fr)

 

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>>>Irene Meyer
>>>Schüppach