Zeitungsartikel von Irene Meyer, Die Botschaft |
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Montag 9. Juli 2001
Virtueller
Ort um Wissen zu sammeln und auszutauschen Feierliche Gründung der Wessenberg-Akademie
Hottwil. (ire) Im Beisein von
Landammann Kurt Wernli, Behördenmitgliedern sowie illustren Gästen
aus dem Ausland ist am Samstag die Wessenberg-Akademie gegründet
worden. Am letztjährigen großen Dorffest „850 Jahre
Hottwil“ weilten die Professoren Peter und Brigitte Wessenberg
erstmals in Hottwil, und seither sind die beiden davon so fasziniert,
dass sie immer wieder das kleine Dorf besuchen. So auch am vergangenen
Samstag, als sie eine illustre Gästeschar zur Gründung der
Wessenberg-Akademie nach Hottwil eingeladen haben. Was beabsichtigt die Wessenberg-Akademie? Zwischen Mandach und Hottwil, oberhalb ds Rebberges stand einst die Festung der Herrschaft Wessenberg, der älteste bezeugte (1072) Ort der Familie. Heute ist von der Ruine praktisch nichts mehr zu sehen, die Natur hat in all den Jahren die Reste überwachsen, doch noch immer geht davon etwas Faszinierendes aus. Mit dem Ziel, die
Familiengeschichte zu erforschen und die historischen Wessenbergorte
Vecemont (Wessenberg), Mandach, Hottwil, Burg i.L., Liebenswiller,
Feldkirch i.B. und Konstanz zusammenzuführen, entstand die Idee, eine
Akademie des Wissens zu gründen. Gründungsvater ist das Oberhaupt
der Familie Wessenberg-Ampringen, Peter Heinrich Wessenberg. Die
Akademie dient der Kontaktherstellung zwischen interessierten Bürgern,
Verwandten, Freunden und Experten. Sie will ein neues Bewusstsein für
die Wessenberg-Geschichte in einem alten Kulturraum schaffen, der
versunken ist oder durch nationale Geschichtsschreibung zugedeckt ist. Hottwil – die Wiege der WessenbergsDas stattliche und markante Untervogtshaus diente am Samstag als Gründungsort. Nebst Angehörigen der historischen Wessenberg-Orte und Cousin Roger Massie waren Kurt Wernli, Landammann, Jörg und Rita Stolz, Gemeindeammann Hottwil, Martin Keller, Gemeindeammann Mandach, Maja und Toni Petrus, Pfarrerin Mandach, Prof. Kurt Stössel, Feldmeilen geladen. Ebenfalls als Gründungsmitglieder waren 4 Medienleute eingetragen, welche als Informationsvermittler ihre Aufgabe wahrnehmen. Hottwil ist
symbolisch der Ort, an dem alles zusammenfließen kann, da er die
Wiege der Familie Wessenberg darstellt. Die ältesten bisher
entdeckten Dokumente der Wessenbergs stammen von 1072 und handeln von
einem Kirchenstreit, wobei es um Nutznießung ging. Professor Kurt Stössel
zitierte im Gründungsakt Begebenheiten von damals. Akademie will Informationen vermittelnDa viele der Familiendaten weit verstreut sind, soll zwecks Aufarbeitung der Geschichte ein virtueller Ort, eben die Akademie, als Sammelbecken dienen, wo neu entdeckte Daten eingespeichert, aber auch Wissenswertes herausgeholt werden kann. Ab kommenden Freitag kann online unter http://www.wessenberg.at/ die Homepage abgerufen werden. Interessierte können auch an Wessenberg-Akademie, Postfach 5277 Hottwil schreiben bzw. unter akademie@wessenberg.at mailen. Landammann Kurt Wernli freute sich über die Begegnung in Hottwil umso mehr, als er selber Wurzeln in Hottwil hat. „Es ist für den Kanton Aargau eine Besonderheit, wenn eine Akademie gegründet wird. Meines Wissens ist dies überhaupt die erste Akademie im Aargau. Dass gerade der
kleine Ort Hottwil als Wiege dient, zeigt, dass das Aargauer Volk über
seine Grenzen hinaussieht. Hier wird ein Zeichen für die Zukunft
gesetzt“, betonte er und überbrachte die Glückwünsche des
Kantons. Die 27 Gründungsmitglieder unterschrieben daraufhin 2 Gründungsdokumente,
von denen eines in Hottwil bleibt. Die Hausbesitzer Do und Andres
Zeller verteilten Mandacher Schaumwein, mit dem die Gründung
„besiegelt“ wurde. Öffentlicher Vortrag am AbendDie Akademie „als Hort des Wissens“, will
immer offen sein, weshalb am Abend ein Anlass für die Öffentlichkeit
stattfand. Dr. Barbara Schedl, Wien, gewährte den Gästen per CD-Rom
einen Einblick in die alte Burg Starhemberg. Ein Historiker ein
Baubiologe und ein Kunsthistoriker hatten alle noch findbaren
Ruinenteile ausgemessen, Dokumente gesichtet und studiert und am Ende
war es ihnen möglich, die ganze Burganlage zu rekonstruieren. Mit
CAD-Technik lässt sich jeder Raum anklicken und besichtigen.
Vor ihrem Vortrag war Barbara Schedl auf der Ruine Wessenberg. Laut ersten Einschätzungen glaubt sie, dass die Burg damals einen Turm besaß. „Ich habe den Burgberg von der Nordseite her bestiegen. Da ist sehr abfälliges Gelände und ich nehme an, dass an dieser Stelle, also im Nordtrakt, die Wohnanlagen standen“, erklärte sie. Gegen Süden, wo das Gelände flacher wird, wurde die Anlage mit einem Graben, vielleicht einem Halsgraben, geschützt. Vor der Befestigungsanlage befindet sich ein großer offener Platz, von dem auch schon die Rede war, dass es eventuell eine Turnierplatz gewesen wäre. Laut der Fachfrau ist dies kaum möglich. Sie glaubt eher daran, dass sich dort Gartenanlagen befanden. Die Festung Wessenberg wird vom 12. bis Mitte des 15. Jahrhunderts erwähnt und zerfiel dann. Weil der Transport von Baumaterialien im Mittelalter das größte Problem war, wurden oft neue Bauten aus den Steinen von alten gebaut, was möglicherweise auch in Mandach/Hottwil der Fall war.
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