Alte Bücher bringen neuen Schwung
Wessenberg-Bibliothek
nun auch offiziell an Uni übergeben - Feier auf dem Gießberg
Konstanz (fvb) Der
alte Wessenberg (1774-1860) sorgt für neuen Schwung in der Beziehung
zwischen Stadt und Uni: Gestern unterzeichneten Rektor und Oberbürgermeister
die Übergabevereinbarung für die Wessenberg-Bibliothek. Beide stellten
fest: Wessenberg und die Debatte um seine Bücher haben Uni und Stadt näher
gebracht. Die Redner erinnerten vor den neuen Räumen für die
Wessenberg-Bibliothek im G-Bereich der Uni-Bibliothek noch einmal an die
heftigen Debatten um die Zukunft der Wessenberg-Bücher. Während
Kritiker betont hatten, der Bestand müsse in der Stadt bleiben, hatten
die Befürworter der Uni-Lösung gekontert: Die Uni gehört auch zur
Stadt. Im Mai vergangenen Jahres hatte der Rat schließlich entschieden:
Die historische Bibliothek wird leihweise an die Uni gegeben. Dort
stehen die meisten der über 30000 Bände seit dem Sommer; 250 Kisten
lagern allerdings noch auf dem Speicher des Ellenrieder-Gymnasiums
Rektor Gerhart von Graevenitz sagte, diese Diskussion sei letztlich
wichtig für das Zusammenwirken von Stadt und Hochschule gewesen. Die
Uni habe sich deshalb angestrengt, dem neuen Anspruch auch gerecht zu
werden.
OB Horst Frank erklärte: "Das Vertrauen hat sich gelohnt." In
den neuen Räumen an der Uni sei die Wessenberg-Bibliothek "eine
Bibliothek, die lebt und die genutzt wird". Die Stadt allein hätte
nie die Möglichkeiten für eine so sachgerechte und ansprechende Präsentation
gehabt.
In der Uni sind die Bücher in einem eigenen Raum untergebracht, der von
vier Glaswänden umgeben ist. Zehntausende von Bänden im Wert von zehn
Millionen Mark sind so sichtbar und doch geschützt. Eine Klimaanlage
sorgt für gleichbleibende Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Uni-Rektor
von Graevenitz sagte, die Hochschule habe bislang rund 180000 Mark für
Umbau und Personal ausgegeben. Auf der Homepage der Bibliothek gebe es
einen extra Verweis auf die Wessenberg-Sammlung. Der Rektor betonte, die
Sammlung werde nun auch wissenschaftlich aufgearbeitet. So sei es
lohnend, etwa die vorhandenen Reiseberichte auszuwerten. Der Erhalt der
historischen Bibliothek als Ganzes sei bereits ein
"kulturpolitisches Faktum" an sich. Überdies könnten die
Bestände helfen, wenn demnächst Historiker die 20000 Briefe Ignaz von
Wessenbergs, die in Konstanz, Heidelberg und Stuttgart aufbewahrt würden,
auswerteten.
Danke für die neue Präsentation der Sammlung sagte an der Uni auch
Peter-Heinrich von Wessenberg, der vierfache Urgroßneffe des
Bibliotheksbegründers. Er verwies auf die von ihm und seiner Frau gegründete
Wessenberg-Akademie in Hottwil (Aargau/Schweiz), die Archive und
Bibliotheken sichtet, um so die verstreuten Zeugnisse der
Wessenberg-Geschichte einheitlich zu bewerten. Im nächsten Sommer wird
die Akademie im Wessenberg-Haus in Konstanz tagen.
|