Stark
gekürzte Zusammenfassung des Vortrags in Therwil 2005 |
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Mit Wessenberg durch die europäische Geschichte der Schweiz Aus dem Leimental in die alten Vorlande
Im Rahmen der
Powerpointpräsentation wurde in die wirklich dunkle Welt des ersten
Jahrtausends unserer Geschichtsschreibung eingeblendet. Ein sagenumwobenes
Land, welches von Zwergenvölkern besiedelt und von Helden durchseelt war. Es ist so, dass die Erinnerung manchmal auch durch einen Wald vermittelt werden kann, Holz aus dem Wessenbergwald von Liebenswiller ist heute in den Balken von Kloster und Herberge Mariastein immer noch gegenwärtig. Woher kommen sie, die Wessenberg? Das Rätsel des Namens "Wessenberg (Vescemont)" welcher als Ortsname im Tal der Rosemontaise im Territoire de Belfort auftritt, muss immer noch ungelöst vor unseren Augen stehen. Es ging dann um die Periodisierung der Geschichte, wann war die Schweiz oder die Teile der Wessenberg-Schweiz Burgund, wann Österreich, wann Frankreich zugehörig. Viele Fragen hier sind ungeklärt und viele Angaben dazu sind falsch. Die Suche nach der Wahrheit durch dokumentierte Wessenberg-Geschichte wird unternommen. Besonders in den Aargauer Regesten und Urkunden, welche die Familie schon im 11. Jhdt. als Kirchgründer zu Mandach und als Herrn von Hottiwilare beschreibt, sehen wir Zusammenhänge, die aus unserem heutigen regionalgeschichtlichen Verständnis schwer zu erklären sind. Die Versuche sind es wert, wobei zusätzlich abenteuerliche Geschichten mit Personen wie Walter von Klingen, oder dem Herrn von Baldegg zur Sprache kommen usw. und die Vertreibung des Adels aus dem Aargau schildern. Viel zu wenig Beachtung haben die an der Wiege des Herrschaftsraumes der Wessenberg befindlichen Personen wie ein Egli (1401), 1. erwähnter Wessenberg als Herr von Burg, oder auch ein Berthold v. Wessenberg (Erwähnung als Komtur von Mühlhausen) erfahren. Hier steht die Geschichtsschreibung von der Entwicklung des deutschen Ordens im Oberelsass und der Burgunderpforte noch am Programm. Die Herren des Spätmittelalters und der alte Adel in ihren Abhängigkeiten zu Fürsten, Königen, der Kirche und in der Fehde untereinander zeigen die Spannungsebenen einer vergangenen, ja wahrhaft untergegangenen Welt. Ebenso die Welt der "Bilder", der Schildzeichen, die noch im 14. und 15. Jhdt. überall wo sie angebracht waren mit Ehrfurcht betrachtet wurden, da die so genannten "Schildgeborenen" die wahren Adelsvorzüge besaßen (nicht der Briefadel). In der Folge wurden die bedeutendsten Geschichtsschreiber der schweizerischen Geschichte und der Herren von Wessenberg Ägidius Tschudi und Johann Jakob Leu, Walther Merz und auch Heinrich Aby vorgestellt und näher beleuchtet. In diesem Zusammenhang wurden auch auf die Begriffe "Dinghof", "Vetternschaft" und "Fehderecht" näher eingegangen. Das heutige Dorf Biederthal ist zB als Dinghof der Pfirter Grafen anzusehen und steht damit in einer bestimmten Rechtsbeziehung zur Herrschaft Biederthan (Schloss Burg). Die Folge von den Lehensherrn, Fürsten, Landgrafen, Königen und Kaisern, sowie die Reichsunmittelbarkeit der damaligen Ritterschaft ist zum Fluss der historischen , politischen und kulturellen Landschaften in Beziehung gesetzt worden. Ein spezielles Augenmerk wurde auf die "Habsburg-Saga" ( die Zeit der frühen Habsburger) gelenkt, die Versuche der Schaffung eines Herzogtums Schwaben und die seltsamen, wenig beachteten Umstände, dass die Habsburger den Österreichern ursprünglich zunächst als "landfremdes Geschlecht" erschienen sind.
In der schweizerischen Geschichtsschreibung wird vom "Haus Österreich" geschrieben zu einer Zeit, wo es in Wirklichkeit nicht existierte. Erst seit Maximillian I. (Ende des 15. Jhdts.) konnte davon gesprochen werden Im Zusammenhang mit der Genealogie der Familie von Wessenberg wurde auf die Problematik der Teilung der Habsburger Erzhäuser hingewiesen. Wessenberg ist mit Habsburg-Laufenburg verschwägert. Auch über die Mythen, welche sich um die großen Schlachten Morgarten und Sempach gebildet haben, ist ausführlich referiert worden. So muss zur Kenntnis genommen werden, dass der Habsburger Sigmund anlässlich seines Deals mit dem Burgunderkönig Karl dem Kühnen eine große Tragik über das Stammland seiner Familie brachte. Der von Burgund eingesetzte Verwalter, Peter von Hagenbach und - es muss gesagt sein - an seiner Seite ein Vetter der Wessenberg, ein Herr von Ramstein, ließ als Vogt die Menschen und das Land ausbeuten und ausbluten. In der Folge wurden auch die "Späne" in der Verwandtschaft der von Wessenberg ua. mit den Reich-Reichensteins aufgeführt. (Hans Christoffel v. Wessenberg war mit Judith Reich-Reichenstein verheiratet). Eine der großen Fehlerquellen der Geschichtsschreibung ist immer die Beschränkung des Horizonts. Am Beginn der Neuzeit hat die Familie von Burg einen Schritt in den Breisgau getan und mit Familienallianzen Krozingen, Ampringen das alte Herrschaftsgebiet Staufen in Besitz genommen. (Lehen und Alliod.) Es ist daher verständlich, wenn wir gewisse Konsolidierungsbestrebungen - dh. Geldbeschaffungen - der von Wessenberg aufgezeichnet finden, leider meistens aus dem Zusammenhang gerissen und nicht richtig dargestellt. So wie eine Anna von Habsburg "vor Sonnenaufgang" im 17. Jhdt. als Mutter Ludwig XIV. eine große Rolle spielte, so hat zur selben Zeit eine Anna von Wessenberg wohnhaft zu Basel, sich als Wohltäterin und Stifterin des Klosters Mariastein betätigt. In diesem Zusammenhang könnte man - und das ist auch bildlich geschehen - Steine sprechen lassen, nämlich die Grenzsteine. Heute lesen wir verwundert, "das ist der Wald vom Mazarin" und gleich daneben und wiederum ein Stück weiter stehen die Grenzsteine der Herrschaft Wessenberg. Das Geschenk des französischen Königs an seinen großen Politiker und Kardinal, der das Oberelsass resp. das ganze Sundgau als Herzogtum erhielt, änderte an den Besitzverhältnissen der alten Baronien nichts. Gegen Ende der Bilderflut steht die große Geschichte des Diplomaten Franz Ludwig Hartmann von Wessenberg und seine Abenteuer am Hofe des Sonnenkönigs. Mit Akten über die Herrschaften Feldkirch im Breisgau und über die Stiftung von der Kirche zu Burg von Philipp Carl von Wessenberg gelangen wir an das Ende der Wessenberg-Geschichte im Leimental. Noch steht das Wappen des letzten Herrn von Wessenberg auf Burg - Johann Philipp(1773-1858), des ehemaligen Kanonikers und nachmaligen großen österreichischen Politikers (Wiener Kongress) und Ministerpräsidenten (1848) - auf dem fürstbischöflichen Baselschen Kalender. Dieser Letzte hat um 1810 die Herrschaft Burg und Besitzungen im Elsass an seinen Schwiegervater von Mühlens (Bankier in Frankfurt) verkauft. Damit endet eine 400 jährige Präsenz der Familie von Wessenberg auf Schloss Burg. Mit einer letzten Bildfolge des Vortragenden werden noch Regina und Otto von Habsburg, sowie der während des 2. Weltkriegs in Basel wohnhafte Habsburger Erzherzog Eugen an der Seite des Vaters von Peter Heinrich von Wessenberg vorgestellt. Eugen trug bei den Schweizern den Namen "Erzi". Noch mit 90 Jahren konnte er in Basel den Weg weisen, auf dem der große österreichische Heerführer - sein Großvater Erzherzog Karl, an dessen Seite sich der vorher erwähnte Johann Ph. v. Wessenberg befand - den Rhein gegen Napoleons Truppen überschritt.
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