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"Meiner
Ahnen Vaterland
bist
du o Schweiz..."
Mein
Ur-Ur-Ur-Urgroßvater dichtete dies 1856 und ich dichte fort und sage
im Jahre 2000
Hottwil
hat mich entdeckt
das
ist ein ganz besonderer Reiz
denn
hier ist mancher Wessenberg versteckt.
Die
Familie Wessenberg: Ausgestorben....so steht es in manchen
historischen Berichten aus den verschiedensten Ecken. Verloren gegangen
... eine kleine Zeit lang; so müsste es richtiger heißen. Das
Verlorengehen in den Nationen, den Nationalismen französischer,
deutscher, preußischer, österreichischer, englischer Provenienz. Und
das Geborgensein? Im Gedächtnis ...in der Schweiz!
Was
für einen Platz hat eine Familie in der Welt, wenn nicht in der
Geschichte? Ein Vogt war der Entdecker unserer heutigen Geschichte der
Wessenberg. Im "Damals", einer historischen Zeitschrift
liest er über das Schicksal eines Pierre Maria de Wessenberg. Und er
findet den Faden, ja er ist der "Vogt der Geschichte". Wie
viele Vögte haben mehr getan für die Zusammenhänge und das
Zusammenhängen von Wert und Wahrheit der Geschichte, mehr getan als
ihre Burgherrschaft.
Das
Wissen von den Gründen war ein Grund und ist es hier
zu sein, und der Grund nochmals, der ist der
Wessenberg; ist es wirklich ein Berg oder nur ein Hügel, oder nur
ein Landschaftsteil, oder nur eine Jagdgesellschaft, mit Sitz in
Villigen, gegründet 1928?
1928
war ein Schicksalsjahr in der Familie Wessenberg. Der letzte
offizielle Erbe der Güter und Schlösser im Breisgau, in Böhmen und
in Ungarn lebte in England am Ärmelkanal in dem kleinen Seehafen
Hythe. Dort verstarb 1928 die Grande Dame der Familie Maud Cleopatra
Wessenberg, geborene Massie of Coddington, Tochter des gleichnamigen
Admirals der britischen Marine. Einen ganzen Tag dauerte unsere Suche
nach dem Grab der von allen geliebten "Mother". Über den
Cliffs und dem Meer befinden sich in dieser Gegend einige alte Friedhöfe,
meist sind es Militärfriedhöfe. Der Grabhügel und der Grabstein
leuchtete in der Abendsonne Seabrooks über der Sandgate Road, als der
verwitterte Stein und die vom Patina der rd. 70 Jahre verloren
geglaubten, versteckten letzten Ruhestätte mit der Inschrift der
Vorfahrin mit einer roten Rose verziert wurde. Und gefunden wurde das
Grab nicht durch das Geschick und ein Vermögen der Orientierung,
welche uns Menschen eigen ist, nein - nur mit dem Herzen und der
Gewissheit, dass es existiert, existieren muss.
Wenn
man die Wurzeln nicht allein auf dem Kontinent hat, sondern auch auf
einer Insel, dann spürt man die Spannung des Erlebens in einem
riesigen Echo des Geistes. Es ist unmöglich in einer kurzen Zeit die
Spanne des Geschehens in einer Familie, wie es die Wessenberg sind,
klar und deutlich zu machen. Daher können es nur Splitter,
gesprenkelte Muster der Vielfalt sein, welche in dieser Stunde folgen.
Besuchen
wir die Wessenberg dort, woher sie kommen. In einem Buch aus dem Jahr
1898 steht geschrieben: "Einer der Höhenzüge des
schweizerischen Kantons Aargau, dort wo dieser an das ihm jetzt seit
fast einem Jahrhundert einverleibte, bis dahin österreichische
Fricktal stieß, wurde von alters her der Wessenberg genannt. In sehr
früher Zeit, ja nach einer Familiensage sogar schon im achten
Jahrhundert, soll sich daselbst ein alemannisches Geschlecht
angesiedelt haben, welches nach diesem seinem Sitze den Namen
Wessenberg führte."
Schön
wäre es, wenn wir imstande wären, eine Reise in diese Zeiten zu
unternehmen. Die Geschichtswissenschaft, die Historie, sie ist ja in
diesem Jahrhundert von der Strassburger Schule der "Annales"
neu gestaltet worden, welche in Paris mit den herausragenden Gründerfiguren
Fernand Braudel, Marc Bloch und Ludien Febvre, Historikern, Soziologen
und Soziopsychologen die ersten Erfolge der Sozialgeschichte feierten,
sie hat den Alltag des Menschen ins Licht gerückt. Der Alltag ist das
Sehen, Riechen und Fühlen, ja das Hören.
Ich
zitiere zur Verdeutlichung aus Crichton´s Buch "Timeline"
(die Zeitreisenden waren von Quantencomputers Gnaden im 12.
Jahrhundert gelandet):
"Was
stimmt hier nicht?“. Sie lachte. "Ach, das, horchen Sie!"
Einen Augenblick lang stand Chris nur da und lauschte. Er hörte das
Zwitschern von Vögeln, das Rascheln eines leichten Windes in den Blättern.
Aber ansonsten..."Ich höre überhaupt nichts."
„Genau“,
sagte Gomez, „einige Leute bringt das aus der Fassung, wenn sie das
erste mal hierher kommen. Es gibt keinen Umweltlärm, kein Radio, kein
Fernsehen, keine Maschinen, keine Autos.“ ..Er atmete tief ein und
stieß geräuschvoll aus. Sogar die Luft wirkte anders, prickelnd und
aromatischer, als wäre mehr Sauerstoff enthalten.
Kommen
wir wieder zu Jahreszahlen und Daten, ja zu den Wessenberg zurück.
Eine Geschichte ist so interessant, wie sie erzählt wird. Und ich erzähle
jetzt einen Überfall. Man schrieb das Jahr 1438. Es ist die
Zeit von Heinrich dem Seefahrer gewesen; Auseinandersetzungen um die
Lehre der Kirche wüteten, das Konzil von Basel dauerte 18 Jahre. Es
wird wie ein Ringkampf von Giganten beschrieben. Die Gesellschaft
stand auf der Brücke zwischen dem Mittelalter und der Neuzeit, es drängten
sich Humanisten und Wissenschaftler, aber die Veränderung war
ungleichmäßig und erratisch, d.h. voll von Irrtümern. Die Bevölkerungszahl
Europas ist nach der amerikanischen Historikern Barbara Tuchman auf
ihren Tiefpunkt gesunken. Die Pest grassierte und die Domherren von
Schleswig stellten fest, dass Pacht und Abgaben auf ein Drittel
gesunken waren und die Bürger von Paris berichteten, dass Gras auf
den Strassen wuchs und Wölfe die Menschen in den halbleeren Vororten
anfielen. Apropos anfallen: Auch die Wessenberger überfielen mit
anderen benachbarten Burgherren, sie überfielen Reisende - in echter
Raubrittermanier, so wird berichtet. Oder war es politisch? Die Überfallenen
waren englische Geistliche, welche zum Basler Konzil gekommen waren.
Jetzt stellen Sie sich vor: Die Stricke, die Schreie, der Lärm von
Waffen und das Gewieher von Pferden. Hufe graben sich tief in den
Schlamm der Wege durch die Wälder.. und dann das Verlies. Die Basler
sollen sofort zu einem Gegenangriff auf die Schlossherren von
Biederthan losgeritten sein. Es war wie ein Spiel mit den Geiseln -
wir kennen es von der traurigen Botschaft unserer Tage.
Bewusst
soll der Mensch mit seinen Werten erfahrbar werden. Es ist keine
Ruhmesgeschichte, die Geschichte von Mächtigen.
Freilich
ist so etwas wie Ruhm auch noch dabei, wenn man die freie Ritterschaft
der Schwaben verteidigt, wie es dann die Wessenberg als Herren zu
Feldkirch, konkret wie der Rat und Kämmerer, der vorderösterreichische
Vizestatthalter Humbrecht getan hat. Man hat sich nicht in die
Dienste, auch nicht in die Staatsgeschäfte begeben ohne vorherige
Versicherung zu bekommen, nie den Status der Unabhängigkeit zu
verlieren. Dies gelang nicht allen Ritterschaften des Reiches. Die
Wessenberg haben sich dabei löblich hervorgetan.
Allerdings
hinderte es die französische Krone nicht, die Lehen und Güter der
Familie, des damaligen Landhofmeisters des Fürstbischofs von Basel, Franz
von Wessenberg im Elsass zu konfiszieren. Aber da traten die
Gegenkräfte auf und eine vereinigte katholische Macht besiegte wieder
einmal die Königsmacht. 1697 wurde Burg im Leimental vom
Schloss zur Herrschaft. Und diese Herrschaft wurde ein halbes
Jahrhundert später sogar mit einem persönlichen Schreiben von
Kaiserin Maria Theresia um
Geld angeschnorrt, pekuniäre Leistungen für den Krieg in Schlesien.
Die
Wessenberg haben schlau erkannt, es geht nicht so weiter, der Glanz
vom Ludwig dem Vierzehnten hält nicht ewig (sein Tod ist im Jahre
1715) und wenn man sich umsieht, so muss man dorthin gehen, wo die Fürstenhöfe
offen sind und die Ämter die verschwindenden Einkünfte der Lehen und
Güter kompensierten. Die europäische Aufklärung hat viel getan und
zwar nicht im unmittelbaren Zusammenhang stehend haben die Wessenberg
auch die Niederlage der katholischen Orte, welche zur Restitution
ihrer Sundgauer Besitzungen beigetragen haben, im Schweizer
Glaubenskrieg 1712 zur Kenntnis genommen und da man auch die
Kriegsdienste für den französischen König verweigert hatte, so wich
man aus und ging nach Sachsen. In der ersten Hälfte des achtzehnten
Jahrhunderts war Deutschland in einem Zustande tiefster Erniedrigung.
Eine Menge kleiner Höfe, die in äußerster Pracht und
verschwenderischem Aufwand den glänzenden Königssitz in Versailles
nachahmten, übten auf das öffentliche Leben, auf Sitten und
Ansichten einen traurigen Einfluss. Gerade da wurde Baron Robert-Florian
von Wessenberg, geboren 1687 als pflichttreuer und in
wahrer edler adeliger Gesinnung ein Geheimer Rat und Minister in
Sachsen; sein Sohn Philipp-Karl, geboren 1717 war
ebenfalls geheimer Rat, Großmarschall und Kammerherr am selben Hofe.
Da sich diese Dienste unter der Regierung von widersprüchlichen
Herrscher-Fürstengestalten abspielten, das Land außerdem auch von
Kriegen mit den Schweden, den Russen und so fort geschüttelt war, so
kann man davon ausgehen, dass die Wessenberg immer froh waren in das
Badische - Markgraf Karl Wilhelm von Baden gründete 1715 Karlsruhe -
ausweichen zu können. Der letztgenannte Philipp-Karl heiratete übrigens
eine Tochter einer Angehörigen des Hauses Baden. Sie hieß
Marie-Francoise von Baden und war die Großmutter der noch heute
bekannten Personen in der Familie Wessenberg, Ignaz Heinrich und
Johann Philipp. Der schweizerische Diplomat Pictet stellte mit dem
einen der prominenten Wessenbergs des 19. Jahrhunderts Baron
Johann-Philipp, dem 2. Kongressbevollmächtigten Österreichs beim
Wiener Kongress 1814 eine solide "working relationship" her.
Das schrieb die Neue Zürcher Zeitung erst vor ein paar Wochen. Der
zweite Prominente ist der Konstanzer Bistumsverweser Ignaz Heinrich,
wahrlich ein "Wessenberg für heute", wie auch der große
Vatikanpolitiker Kardinal Ratzinger einmal festgestellt hat. Das
Bistum Konstanz reichte weit in schweizerische Staatsdomäne und wurde
wegen der Unbotmäßigkeit von einem Wessenberg gegenüber dem Papste
aufgelöst. Doch dieses Thema wäre ein eigener Vortrag und wie ich
gesehen und gelesen habe (viele Artikel, vor allem in der Neuen Zürcher!)
wird immer wieder davon zu berichten sein, schließlich ist ja
Widerstand gegen Rom heute auch aktuell.
Die
Geschichte der Familie ist also bunt-gefleckt mit Flecken übersät.
In wilden Träumen könnte man sagen: schwarze Schafe sind über einen
Gobelin gelaufen. Doch überall wo Schatten, da ist auch Licht.
Hochzeit und Trauerzeit sind angesagt. Hohe Ämter und Würden:
Ministerpräsident, Außenminister von Österreich, der Johann Philipp
von Wessenberg. Unglücke, Zugsunglück und Selbstmorde oder
befohlener Mord: die Enkelin und der Enkel von dem Letztgenannten
werden dahingerafft. Aber Freundschaften erhellen das Bild und so
liegt in meinem, von mir verwalteten Familienarchiv ein Schreiben des
schillernden, manchmal skurillen englischen Philanthropen Lord
Stanhope, dem Förderer von Kaspar Hauser. Dieses Schreiben haben übrigens
die Herausgeber der "Unveröffentlichten Werke von Ignaz H.
v.Wessenberg" (Briefband Johann Philipp an seinen Bruder) Aaland
und Müller, welche in ihren familiengeschichtlichen Angaben leider
den Kontakt zu den noch lebenden Wessenberg versäumt haben und daher
einige von mir mühevoll zu reparierende Fehler gemacht haben, als
unauffindbar bezeichnet. Ich komme auf diesen Brief von Turin, 19.
April 1854, besonders deshalb zu sprechen, weil darin auch die
"schöne Olga" erwähnt wird und dazu muss weiter
ausgeführt werden.
Am
15. April d.J. erhielt ich ein Fax von Schloss Gaisbach im Renchtal
des Schwabenlandes.
"Lieber
Vetter, fand bei meinen Recherchen 'Aufzeichnungen von Jörg von
Schauenburg', einem Bruder meines Großvaters über unsere gemeinsam
Vorfahrin Ludwine und die Nachfahren. Dein Uli Schauenburg."
Aus
dem Text: "Ludwine, die Schwester des Majoratsherren Emil
Freiherr von Schauenburg heiratete den Sohn des Ministers Freiherr von
Wessenberg. Ein seltsames und unglückliches Geschick waltete hier.
Der Sohn der Ludwine wurde liederlich und erschoss sich als junger
Mann. Er vermachte sein schönes Gut dem Deutschen Orden. Das Gut
grenzt an das von Bethmann´s Crinez. Die reizende und geistreiche
Tochter Olga ging in Freiburg gerne aus und war mit einem Herrn von
Roggenbach verlobt, eine gefeierte Dame. Durch den heimlichen Besuch
eines öffentlichen Maskenballs ohne ihren Bräutigam zerschlug sich
alles. Der Vater, Heinrich von Wessenberg, verliess die Welt früh und
ihre Mutter, offenbar ebenfalls eine schwache Frau starb ebenfalls
bald. Olga ging in die Welt, war kürzere Zeit in Paris eine
erfolgreiche Schauspielerin, dann Geliebte eines schweizerischen
Deputierten und starb bei einem Eisenbahnunglück. Weil Olga sich
weigerte ihren Sohn bei den Jesuiten erziehen zu lassen ging das Erbe
der Familie verloren."
In
dieser Darstellung stimmt fast gar nichts. Es ist eine Ansammlung von
in Familien üblichem bösen Gerede, mit falschen Informationen,
Hinweisen und Vorurteilen. Dies sei hier gesagt, um den
Geschichtsschreibern eine deutliche Mahnung in ihr Stammbuch zu
schreiben, nicht alle Aufzeichnungen einfach abzuschreiben. Denn so
sieht es wirklich aus:
Aus
meiner Antwort an den Freiherrn von Schauenburg zu Gaisbach:
Bei
der Darstellung der Personen ab Johann Philipp, dem österr. Minister
und Diplomaten ist für mich alles ergänzungsbedürftig und muss
unbedingt wie folgt richtig gestellt werden.
Den
Besitz Detenice in Böhmen (ein Waldsteinschloss) erwarb Johann
Philipp im Namen seines Schwiegervaters, des Frankfurter Bankiers Mülhens.
Der Gemahl der Ludwine Schauenburg, Heinrich Freiherr von
Wessenberg-Ampringen, welcher mit ihr auf Schloss Detenice wohnte,
war ein Lebemann (vermutlich ein Mülhens'sches Erbe - siehe die
Frankfurter "Nabobs") und hat seiner Gemahlin auch eine
Buhlin namens Gräfin Latour an seiner Seite zugemutet.
Dies führte wahrscheinlich zu mehreren negativen Folgen.
Einmal eine starke Bigotterie von Ludwine, welche von ihrem
Onkel, dem Konstanzer Bisthumsverweser lgnaz Heinrich v.W.-A. mit großer
Sorge angesehen wurde und auch in Briefen an seinen Bruder Johann
Philipp Niederschlag gefunden hat.
Zum anderen sind die Kinder von den obig Genannten Olga und
Philipp mit schlechtem Vorbild aufgewachsen und Großvater und Großonkel
waren aber auch über den in ihren Augen üblen Einfluss der Jesuiten
besorgt.
Es
ist richtig, dass Heinrich bald seine flotten schuldentreibenden
Abenteuer, u.a. in Venedig, wegen seines Ablebens noch rechtzeitig
beenden musste, sodass das Erbe - insgesamt drei Schlösser (Feldkirch,
Detenice und Kurima mitsamt Grundbesitz) in die Hände seines Sohnes,
von dem österreichischen (fälschlich oft als preußischer benannter)
Offizier Philipp gekommen sind, der eine eigenartige mysteriöse
Situation vor der Schlacht von Königsgrätz erfahren musste, im Laufe
der er sein Leben verlor und der als Ehrenritter des Souv.
Malteser (damals Johanniter genannt) sicher nicht unehrenhaft
genannt werden kann. Also vom Deutschen Orden ist da weit und breit
nichts. Die Gründe des
Ablebens - ein freiwilliger Selbstmord oder ein befohlener Mord - ging
es um Spionage am Schauplatz von der Schlacht von Königsgrätz - das
Schloss, die Güter der Wessenberg lagen ziemlich nahe - sozusagen im
Schussfeld, jedenfalls ist das noch nicht geklärt!
Es stimmt auf keinen Fall, dass wegen einer Erziehung bei den
Jesuiten das Erbe der Familie verloren ging. Das beweisen alle
vorhandenen Originaldokumente (Korrespondenz mit dem Orden,
Notariatsakten von Dr. von Trotter und Baron Haerdtl wegen des Erbes
und besonders das Originaltestament zugunsten des Alleinerben Pierre
Maria de Wessenberg, meines Urgroßvaters - sind in meinem
Familienarchiv vorhanden). Vielmehr
war es ein Streit, ob Pierre M. de W. ein Franzose (als in Paris
Geborener) bleiben sollte oder Österreicher durch die Vormundschaft
seines Onkels und dessen Stellvertreters nach seinem Tode (erzogen in
einer Österr. Militärakademie
in Fiume) werden sollte. Voraussetzung
für die Übernahme aller Güter und Besitzungen als Majoratsträger
war die Vorstellung Philipps gewesen, Pierre als seinen Alleinerben
alleine als Österreicher zu sehen.
Diese Bedingung wurde erfüllt, Pierre wurde österreichischer
Seekadett und trat
folgend in die Offizierslaufbahn ein, bis er
über diplomatische Dienste beim Militärattaché in Paris zu
der Funktion eines Prinzenerziehers der toskanischen Linie des Hauses
Habsburg gelangte; und trotzdem war für Pierre M.de W. ein
unheilvoller Rechtsstreit die Folge, welcher sich leider durch die
widrigen Umstände der sich auflösenden K.u.K.Monarchie,
und der daraus resultierenden Weltkriege für ihn nicht lösen
ließ. Ganz im Gegenteil, sein Schicksal war noch tragischer als
Verfolgter des Naziregimes.
Zur
Geschichte von Olga: Man war über ihre extrovertierten Abenteuer unglücklich
und ich besitze einige Zeugnisse darüber.
Allerdings ist sie als eine Vertraute der Familie Napoleons
(zur Zeit der Geburt Pierres in Paris) sicherlich keine
Tingeltangeldame gewesen, vielmehr stand sie in höchst brisanten
Kontakten zu hohen Politikern, u.a. mit dem französischen Ministerpräsidenten
Jules Favre (also keinem schweizerischen Deputierten!), welcher ja
auch als Vater von Pierre im Freiherrngotha genannt wird!!. Ihr Onkel
Ignaz Heinrich hatte mit Königin Hortense auf dem Arenenberg in den
40igern des 19. Jahrhundert eine starke Beziehung aufgebaut, welche
sich eine Zeit lang auf den Prinzen Louis Napoleon ausdehnte. Olga hat
dann einen französischen Diplomaten, wahrscheinlich den eigentlichen
Vater von Pierre in das Baskenland nach Biarritz begleitet, von dort
dann nach Gibraltar. Überall
war natürlich auch ihr Sohn Pierre, welcher bereits zu dieser Zeit
von Olgas Bruder Philipp in die Rechts- und Erbfolge aufgenommen
wurde. Philipp fuhr dazu
auch extra nach Gibraltar und holte Pierre nach Detenice in Böhmen.
In Gibraltar passierte es, dass sich Olga in den englischen
Highlander-Offizier Edward Massie of Coddington verliebte und ihn
unvermittelt heiratete. Kurze Zeit verlebte Pierre mit Olga und ihrem
Mann und zwei aus dieser Ehe stammenden Söhnen, Jack und Roger in
Frankreich, bis er dann endgültig in die österr.
Militärschulen geschickt wurde.
Leider ist gerade zu diesem Zeitpunkt der Tod von Olga
eingetreten und nachdem auch Pierres Onkel und Adoptivvater Philipp
bereits tot war, so wurde die Geschichte zu einem unerledigten Akt,
das Erbe war zerschlagen und in falsche Hände gelangt.... Interessant
ist es für mich allemal, was so von allen möglichen Ecken über die
Olga und den Philipp erfunden und gesagt wurde. Für eine
Filmgeschichte oder einen Roman gar nicht so schlecht!
Soweit
der Brief, die Antwort von mir nach Schloss Gaisbach an den Vetter Uli
Freiherrn von Schauenburg.
Der
Prinz von Preußen, Wilhelm I., welcher
1858 Deutscher Kaiser und König von Preußen wurde, kam
zwischen seinen erzwungenen Aufenthalten in England sehr häufig nach
Württemberg und besuchte regelmäßig Johann Philipp von Wessenberg
und mehr als ein Mal war zur selben Zeit auch dessen Enkel Don
Philipp, wie ihn sein Großvater zu nennen pflegte, zu Besuch. Die
Beziehungen dieses herausragenden Wessenberg zum preußischen Hof,
aber auch besonders zum holländischen Hof und natürlich nicht zu
vergessen zum Reichsverweser Erzherzog Johann v. Habsburg hatten schon
öfters fast verwandtschaftlichen Charakter. So besuchte 1845 Johann
seinen Habsburger Namensvetter in der Einsamkeit der Obersteiermark,
im sogenannten "Höll" am Brandhof, wo sich der Erzherzog
mit seiner Frau Anna Maria geb. Plöchl, ernannte Gräfin von Meran
zurückgezogen hatte. Und kurz vor Johann Wessenbergs Tode 1858 kam
Erzherzog Johann ihn noch in Freiburg besuchen.
Gerade
in diesem Sterbejahr kam auch sein Urenkel Pierre Maria, mein Urgroßvater,
in Paris auf die Welt. Die Geschichte der Familie ist daher noch lange
nicht zu Ende geschrieben. So wie die Wessenberg auch heute noch sehr
lebendig sind, wenn auch von ihrem Stammschloss über Hottwil nur mehr
wenige Steine erhalten sind. Als im Juli 1856 der Pfarrer von Mandach
den in Baden auf Besuch weilenden Johann Philipp von Wessenberg
besuchte, bat er diesen um einige Notizen über die Familie, da die
dortigen Pfarrbücher wenig davon wissen. Zum Wessenberg ist ein Zitat
erhalten: "Ein Stück Mauer, letzter Überrest unseres
Stammschlosses," schrieb Johann an seinen Bruder Ignaz,
"befindet sich noch auf einem Acker, Eigentum eines wohlhabenden
Bauern, der, wie er sagte, große Lust zu haben scheint, die Steine
davon woanders zu verwenden."
Zum
Abschluss dieser Ausführungen kann ich leichthin mit Hilfe von Worten
meiner prominenten Vorfahren sprechen.
Im
Jahre 1802 schrieb Johann Philipp
: "Jeder der seinen Geist erheben will, dessen
Einbildungskraft eine schönere Sphäre aufsucht als das Getümmel der
Welt und der überhaupt ein Gefühl hat für die Pracht der Natur wird
in der Schweiz mehr als in irgend einer anderen Gegend Europas
Befriedigung finden." Und sein Bruder der Bischof und Dichter
sagt in der letzten Strophe seines Poems über die Schweiz 1809:
"Von Wang´ und Blicken, ein süß Entzücken, dass nichts an
Reiz dir gleicht, o, Schweiz!"
Prof.
Peter Heinrich von Wessenberg
Hottwil
im Mai 2000 |