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"Meiner Ahnen Vaterland

bist du o Schweiz..."

Mein Ur-Ur-Ur-Urgroßvater dichtete dies 1856 und ich dichte fort und sage im Jahre 2000

Hottwil hat mich entdeckt

das ist ein ganz besonderer Reiz

denn hier ist mancher Wessenberg versteckt.

 

Die Familie Wessenberg: Ausgestorben....so steht es in manchen historischen Berichten aus den verschiedensten Ecken. Verloren  gegangen ... eine kleine Zeit lang; so müsste es richtiger heißen. Das Verlorengehen in den Nationen, den Nationalismen französischer, deutscher, preußischer, österreichischer, englischer Provenienz. Und das Geborgensein? Im Gedächtnis ...in der Schweiz!

Was für einen Platz hat eine Familie in der Welt, wenn nicht in der Geschichte? Ein Vogt war der Entdecker unserer heutigen Geschichte der Wessenberg. Im "Damals", einer historischen Zeitschrift liest er über das Schicksal eines Pierre Maria de Wessenberg. Und er findet den Faden, ja er ist der "Vogt der Geschichte". Wie viele Vögte haben mehr getan für die Zusammenhänge und das Zusammenhängen von Wert und Wahrheit der Geschichte, mehr getan als ihre Burgherrschaft.

Das Wissen von den Gründen war ein Grund und ist es hier zu sein, und der Grund nochmals, der ist der Wessenberg; ist es wirklich ein Berg oder nur ein Hügel, oder nur ein Landschaftsteil, oder nur eine Jagdgesellschaft, mit Sitz in Villigen, gegründet 1928?

1928 war ein Schicksalsjahr in der Familie Wessenberg. Der letzte offizielle Erbe der Güter und Schlösser im Breisgau, in Böhmen und in Ungarn lebte in England am Ärmelkanal in dem kleinen Seehafen Hythe. Dort verstarb 1928 die Grande Dame der Familie Maud Cleopatra Wessenberg, geborene Massie of Coddington, Tochter des gleichnamigen Admirals der britischen Marine. Einen ganzen Tag dauerte unsere Suche nach dem Grab der von allen geliebten "Mother". Über den Cliffs und dem Meer befinden sich in dieser Gegend einige alte Friedhöfe, meist sind es Militärfriedhöfe. Der Grabhügel und der Grabstein leuchtete in der Abendsonne Seabrooks über der Sandgate Road, als der verwitterte Stein und die vom Patina der rd. 70 Jahre verloren geglaubten, versteckten letzten Ruhestätte mit der Inschrift der Vorfahrin mit einer roten Rose verziert wurde. Und gefunden wurde das Grab nicht durch das Geschick und ein Vermögen der Orientierung, welche uns Menschen eigen ist, nein - nur mit dem Herzen und der Gewissheit, dass es existiert, existieren muss.

Wenn man die Wurzeln nicht allein auf dem Kontinent hat, sondern auch auf einer Insel, dann spürt man die Spannung des Erlebens in einem riesigen Echo des Geistes. Es ist unmöglich in einer kurzen Zeit die Spanne des Geschehens in einer Familie, wie es die Wessenberg sind, klar und deutlich zu machen. Daher können es nur Splitter, gesprenkelte Muster der Vielfalt sein, welche in dieser Stunde folgen.

Besuchen wir die Wessenberg dort, woher sie kommen. In einem Buch aus dem Jahr 1898 steht geschrieben: "Einer der Höhenzüge des schweizerischen Kantons Aargau, dort wo dieser an das ihm jetzt seit fast einem Jahrhundert einverleibte, bis dahin österreichische Fricktal stieß, wurde von alters her der Wessenberg genannt. In sehr früher Zeit, ja nach einer Familiensage sogar schon im achten Jahrhundert, soll sich daselbst ein alemannisches Geschlecht angesiedelt haben, welches nach diesem seinem Sitze den Namen Wessenberg führte."

Schön wäre es, wenn wir imstande wären, eine Reise in diese Zeiten zu unternehmen. Die Geschichtswissenschaft, die Historie, sie ist ja in diesem Jahrhundert von der Strassburger Schule der "Annales" neu gestaltet worden, welche in Paris mit den herausragenden Gründerfiguren Fernand Braudel, Marc Bloch und Ludien Febvre, Historikern, Soziologen und Soziopsychologen die ersten Erfolge der Sozialgeschichte feierten, sie hat den Alltag des Menschen ins Licht gerückt. Der Alltag ist das Sehen, Riechen und Fühlen, ja das Hören.

Ich zitiere zur Verdeutlichung aus Crichton´s Buch "Timeline" (die Zeitreisenden waren von Quantencomputers Gnaden im 12. Jahrhundert gelandet):

"Was stimmt hier nicht?“. Sie lachte. "Ach, das, horchen Sie!" Einen Augenblick lang stand Chris nur da und lauschte. Er hörte das Zwitschern von Vögeln, das Rascheln eines leichten Windes in den Blättern. Aber ansonsten..."Ich höre überhaupt nichts."

„Genau“, sagte Gomez, „einige Leute bringt das aus der Fassung, wenn sie das erste mal hierher kommen. Es gibt keinen Umweltlärm, kein Radio, kein Fernsehen, keine Maschinen, keine Autos.“ ..Er atmete tief ein und stieß geräuschvoll aus. Sogar die Luft wirkte anders, prickelnd und aromatischer, als wäre mehr Sauerstoff enthalten.

Kommen wir wieder zu Jahreszahlen und Daten, ja zu den Wessenberg zurück. Eine Geschichte ist so interessant, wie sie erzählt wird. Und ich erzähle jetzt einen Überfall. Man schrieb das Jahr 1438. Es ist die Zeit von Heinrich dem Seefahrer gewesen; Auseinandersetzungen um die Lehre der Kirche wüteten, das Konzil von Basel dauerte 18 Jahre. Es wird wie ein Ringkampf von Giganten beschrieben. Die Gesellschaft stand auf der Brücke zwischen dem Mittelalter und der Neuzeit, es drängten sich Humanisten und Wissenschaftler, aber die Veränderung war ungleichmäßig und erratisch, d.h. voll von Irrtümern. Die Bevölkerungszahl Europas ist nach der amerikanischen Historikern Barbara Tuchman auf ihren Tiefpunkt gesunken. Die Pest grassierte und die Domherren von Schleswig stellten fest, dass Pacht und Abgaben auf ein Drittel gesunken waren und die Bürger von Paris berichteten, dass Gras auf den Strassen wuchs und Wölfe die Menschen in den halbleeren Vororten anfielen. Apropos anfallen: Auch die Wessenberger überfielen mit anderen benachbarten Burgherren, sie überfielen Reisende - in echter Raubrittermanier, so wird berichtet. Oder war es politisch? Die Überfallenen waren englische Geistliche, welche zum Basler Konzil gekommen waren. Jetzt stellen Sie sich vor: Die Stricke, die Schreie, der Lärm von Waffen und das Gewieher von Pferden. Hufe graben sich tief in den Schlamm der Wege durch die Wälder.. und dann das Verlies. Die Basler sollen sofort zu einem Gegenangriff auf die Schlossherren von Biederthan losgeritten sein. Es war wie ein Spiel mit den Geiseln - wir kennen es von der traurigen Botschaft unserer Tage.

Bewusst soll der Mensch mit seinen Werten erfahrbar werden. Es ist keine Ruhmesgeschichte, die Geschichte von Mächtigen.

Freilich ist so etwas wie Ruhm auch noch dabei, wenn man die freie Ritterschaft der Schwaben verteidigt, wie es dann die Wessenberg als Herren zu Feldkirch, konkret wie der Rat und Kämmerer, der vorderösterreichische Vizestatthalter Humbrecht getan hat. Man hat sich nicht in die Dienste, auch nicht in die Staatsgeschäfte begeben ohne vorherige Versicherung zu bekommen, nie den Status der Unabhängigkeit zu verlieren. Dies gelang nicht allen Ritterschaften des Reiches. Die Wessenberg haben sich dabei löblich hervorgetan.

Allerdings hinderte es die französische Krone nicht, die Lehen und Güter der Familie, des damaligen Landhofmeisters des Fürstbischofs von Basel, Franz von Wessenberg im Elsass zu konfiszieren. Aber da traten die Gegenkräfte auf und eine vereinigte katholische Macht besiegte wieder einmal die Königsmacht. 1697 wurde Burg im Leimental vom Schloss zur Herrschaft. Und diese Herrschaft wurde ein halbes Jahrhundert später sogar mit einem persönlichen Schreiben von Kaiserin Maria Theresia  um Geld angeschnorrt, pekuniäre Leistungen für den Krieg in Schlesien.

Die Wessenberg haben schlau erkannt, es geht nicht so weiter, der Glanz vom Ludwig dem Vierzehnten hält nicht ewig (sein Tod ist im Jahre 1715) und wenn man sich umsieht, so muss man dorthin gehen, wo die Fürstenhöfe offen sind und die Ämter die verschwindenden Einkünfte der Lehen und Güter kompensierten. Die europäische Aufklärung hat viel getan und zwar nicht im unmittelbaren Zusammenhang stehend haben die Wessenberg auch die Niederlage der katholischen Orte, welche zur Restitution ihrer Sundgauer Besitzungen beigetragen haben, im Schweizer Glaubenskrieg 1712 zur Kenntnis genommen und da man auch die Kriegsdienste für den französischen König verweigert hatte, so wich man aus und ging nach Sachsen. In der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts war Deutschland in einem Zustande tiefster Erniedrigung. Eine Menge kleiner Höfe, die in äußerster Pracht und verschwenderischem Aufwand den glänzenden Königssitz in Versailles nachahmten, übten auf das öffentliche Leben, auf Sitten und Ansichten einen traurigen Einfluss. Gerade da wurde Baron Robert-Florian von Wessenberg, geboren 1687 als pflichttreuer und in wahrer edler adeliger Gesinnung ein Geheimer Rat und Minister in Sachsen; sein Sohn Philipp-Karl, geboren 1717 war ebenfalls geheimer Rat, Großmarschall und Kammerherr am selben Hofe. Da sich diese Dienste unter der Regierung von widersprüchlichen Herrscher-Fürstengestalten abspielten, das Land außerdem auch von Kriegen mit den Schweden, den Russen und so fort geschüttelt war, so kann man davon ausgehen, dass die Wessenberg immer froh waren in das Badische - Markgraf Karl Wilhelm von Baden gründete 1715 Karlsruhe - ausweichen zu können. Der letztgenannte Philipp-Karl heiratete übrigens eine Tochter einer Angehörigen des Hauses Baden. Sie hieß Marie-Francoise von Baden und war die Großmutter der noch heute bekannten Personen in der Familie Wessenberg, Ignaz Heinrich und Johann Philipp. Der schweizerische Diplomat Pictet stellte mit dem einen der prominenten Wessenbergs des 19. Jahrhunderts Baron Johann-Philipp, dem 2. Kongressbevollmächtigten Österreichs beim Wiener Kongress 1814 eine solide "working relationship" her. Das schrieb die Neue Zürcher Zeitung erst vor ein paar Wochen. Der zweite Prominente ist der Konstanzer Bistumsverweser Ignaz Heinrich, wahrlich ein "Wessenberg für heute", wie auch der große Vatikanpolitiker Kardinal Ratzinger einmal festgestellt hat. Das Bistum Konstanz reichte weit in schweizerische Staatsdomäne und wurde wegen der Unbotmäßigkeit von einem Wessenberg gegenüber dem Papste aufgelöst. Doch dieses Thema wäre ein eigener Vortrag und wie ich gesehen und gelesen habe (viele Artikel, vor allem in der Neuen Zürcher!) wird immer wieder davon zu berichten sein, schließlich ist ja Widerstand gegen Rom heute auch aktuell.

Die Geschichte der Familie ist also bunt-gefleckt mit Flecken übersät. In wilden Träumen könnte man sagen: schwarze Schafe sind über einen Gobelin gelaufen. Doch überall wo Schatten, da ist auch Licht. Hochzeit und Trauerzeit sind angesagt. Hohe Ämter und Würden: Ministerpräsident, Außenminister von Österreich, der Johann Philipp von Wessenberg. Unglücke, Zugsunglück und Selbstmorde oder befohlener Mord: die Enkelin und der Enkel von dem Letztgenannten werden dahingerafft. Aber Freundschaften erhellen das Bild und so liegt in meinem, von mir verwalteten Familienarchiv ein Schreiben des schillernden, manchmal skurillen englischen Philanthropen Lord Stanhope, dem Förderer von Kaspar Hauser. Dieses Schreiben haben übrigens die Herausgeber der "Unveröffentlichten Werke von Ignaz H. v.Wessenberg" (Briefband Johann Philipp an seinen Bruder) Aaland und Müller, welche in ihren familiengeschichtlichen Angaben leider den Kontakt zu den noch lebenden Wessenberg versäumt haben und daher einige von mir mühevoll zu reparierende Fehler gemacht haben, als unauffindbar bezeichnet. Ich komme auf diesen Brief von Turin, 19. April 1854, besonders deshalb zu sprechen, weil darin auch die "schöne Olga" erwähnt wird und dazu muss weiter ausgeführt werden.

Am 15. April d.J. erhielt ich ein Fax von Schloss Gaisbach im Renchtal des Schwabenlandes.

"Lieber Vetter, fand bei meinen Recherchen 'Aufzeichnungen von Jörg von Schauenburg', einem Bruder meines Großvaters über unsere gemeinsam Vorfahrin Ludwine und die Nachfahren. Dein Uli Schauenburg."

Aus dem Text: "Ludwine, die Schwester des Majoratsherren Emil Freiherr von Schauenburg heiratete den Sohn des Ministers Freiherr von Wessenberg. Ein seltsames und unglückliches Geschick waltete hier. Der Sohn der Ludwine wurde liederlich und erschoss sich als junger Mann. Er vermachte sein schönes Gut dem Deutschen Orden. Das Gut grenzt an das von Bethmann´s Crinez. Die reizende und geistreiche Tochter Olga ging in Freiburg gerne aus und war mit einem Herrn von Roggenbach verlobt, eine gefeierte Dame. Durch den heimlichen Besuch eines öffentlichen Maskenballs ohne ihren Bräutigam zerschlug sich alles. Der Vater, Heinrich von Wessenberg, verliess die Welt früh und ihre Mutter, offenbar ebenfalls eine schwache Frau starb ebenfalls bald. Olga ging in die Welt, war kürzere Zeit in Paris eine erfolgreiche Schauspielerin, dann Geliebte eines schweizerischen Deputierten und starb bei einem Eisenbahnunglück. Weil Olga sich weigerte ihren Sohn bei den Jesuiten erziehen zu lassen ging das Erbe der Familie verloren."

In dieser Darstellung stimmt fast gar nichts. Es ist eine Ansammlung von in Familien üblichem bösen Gerede, mit falschen Informationen, Hinweisen und Vorurteilen. Dies sei hier gesagt, um den Geschichtsschreibern eine deutliche Mahnung in ihr Stammbuch zu schreiben, nicht alle Aufzeichnungen einfach abzuschreiben. Denn so sieht es wirklich aus:

Aus meiner Antwort an den Freiherrn von Schauenburg zu Gaisbach:

Bei der Darstellung der Personen ab Johann Philipp, dem österr. Minister und Diplomaten ist für mich alles ergänzungsbedürftig und muss unbedingt wie folgt richtig gestellt werden.

Den Besitz Detenice in Böhmen (ein Waldsteinschloss) erwarb Johann Philipp im Namen seines Schwiegervaters, des Frankfurter Bankiers Mülhens. Der Gemahl der Ludwine Schauenburg, Heinrich Freiherr von Wessenberg-Ampringen, welcher mit ihr auf Schloss Detenice wohnte, war ein Lebemann (vermutlich ein Mülhens'sches Erbe - siehe die Frankfurter "Nabobs") und hat seiner Gemahlin auch eine Buhlin namens Gräfin Latour an seiner Seite zugemutet.  Dies führte wahrscheinlich zu mehreren negativen Folgen.  Einmal eine starke Bigotterie von Ludwine, welche von ihrem Onkel, dem Konstanzer Bisthumsverweser lgnaz Heinrich v.W.-A. mit großer Sorge angesehen wurde und auch in Briefen an seinen Bruder Johann Philipp Niederschlag gefunden hat.  Zum anderen sind die Kinder von den obig Genannten Olga und Philipp mit schlechtem Vorbild aufgewachsen und Großvater und Großonkel waren aber auch über den in ihren Augen üblen Einfluss der Jesuiten besorgt.

Es ist richtig, dass Heinrich bald seine flotten schuldentreibenden Abenteuer, u.a. in Venedig, wegen seines Ablebens noch rechtzeitig beenden musste, sodass das Erbe - insgesamt drei Schlösser (Feldkirch, Detenice und Kurima mitsamt Grundbesitz) in die Hände seines Sohnes, von dem österreichischen (fälschlich oft als preußischer benannter) Offizier Philipp gekommen sind, der eine eigenartige mysteriöse Situation vor der Schlacht von Königsgrätz erfahren musste, im Laufe der er sein Leben verlor und der als Ehrenritter des Souv.  Malteser (damals Johanniter genannt) sicher nicht unehrenhaft genannt werden kann. Also vom Deutschen Orden ist da weit und breit nichts.  Die Gründe des Ablebens - ein freiwilliger Selbstmord oder ein befohlener Mord - ging es um Spionage am Schauplatz von der Schlacht von Königsgrätz - das Schloss, die Güter der Wessenberg lagen ziemlich nahe - sozusagen im Schussfeld, jedenfalls ist das noch nicht geklärt!  Es stimmt auf keinen Fall, dass wegen einer Erziehung bei den Jesuiten das Erbe der Familie verloren ging. Das beweisen alle vorhandenen Originaldokumente (Korrespondenz mit dem Orden, Notariatsakten von Dr. von Trotter und Baron Haerdtl wegen des Erbes und besonders das Originaltestament zugunsten des Alleinerben Pierre Maria de Wessenberg, meines Urgroßvaters - sind in meinem Familienarchiv vorhanden).  Vielmehr war es ein Streit, ob Pierre M. de W. ein Franzose (als in Paris Geborener) bleiben sollte oder Österreicher durch die Vormundschaft seines Onkels und dessen Stellvertreters nach seinem Tode (erzogen in einer Österr.  Militärakademie in Fiume) werden sollte.  Voraussetzung für die Übernahme aller Güter und Besitzungen als Majoratsträger war die Vorstellung Philipps gewesen, Pierre als seinen Alleinerben alleine als Österreicher zu sehen.  Diese Bedingung wurde erfüllt, Pierre wurde österreichischer Seekadett und  trat folgend in die Offizierslaufbahn ein, bis er  über diplomatische Dienste beim Militärattaché in Paris zu der Funktion eines Prinzenerziehers der toskanischen Linie des Hauses Habsburg gelangte; und trotzdem war für Pierre M.de W. ein unheilvoller Rechtsstreit die Folge, welcher sich leider durch die widrigen Umstände der sich auflösenden K.u.K.Monarchie,  und der daraus resultierenden Weltkriege für ihn nicht lösen ließ. Ganz im Gegenteil, sein Schicksal war noch tragischer als Verfolgter des Naziregimes. 

Zur Geschichte von Olga: Man war über ihre extrovertierten Abenteuer unglücklich und ich besitze einige Zeugnisse darüber.  Allerdings ist sie als eine Vertraute der Familie Napoleons (zur Zeit der Geburt Pierres in Paris) sicherlich keine Tingeltangeldame gewesen, vielmehr stand sie in höchst brisanten Kontakten zu hohen Politikern, u.a. mit dem französischen Ministerpräsidenten Jules Favre (also keinem schweizerischen Deputierten!), welcher ja auch als Vater von Pierre im Freiherrngotha genannt wird!!. Ihr Onkel Ignaz Heinrich hatte mit Königin Hortense auf dem Arenenberg in den 40igern des 19. Jahrhundert eine starke Beziehung aufgebaut, welche sich eine Zeit lang auf den Prinzen Louis Napoleon ausdehnte. Olga hat dann einen französischen Diplomaten, wahrscheinlich den eigentlichen Vater von Pierre in das Baskenland nach Biarritz begleitet, von dort dann nach Gibraltar.  Überall war natürlich auch ihr Sohn Pierre, welcher bereits zu dieser Zeit von Olgas Bruder Philipp in die Rechts- und Erbfolge aufgenommen wurde.  Philipp fuhr dazu auch extra nach Gibraltar und holte Pierre nach Detenice in Böhmen.  In Gibraltar passierte es, dass sich Olga in den englischen Highlander-Offizier Edward Massie of Coddington verliebte und ihn unvermittelt heiratete. Kurze Zeit verlebte Pierre mit Olga und ihrem Mann und zwei aus dieser Ehe stammenden Söhnen, Jack und Roger in Frankreich, bis er dann endgültig in die österr.  Militärschulen geschickt wurde.  Leider ist gerade zu diesem Zeitpunkt der Tod von Olga eingetreten und nachdem auch Pierres Onkel und Adoptivvater Philipp bereits tot war, so wurde die Geschichte zu einem unerledigten Akt, das Erbe war zerschlagen und in falsche Hände gelangt.... Interessant ist es für mich allemal, was so von allen möglichen Ecken über die Olga und den Philipp erfunden und gesagt wurde. Für eine Filmgeschichte oder einen Roman gar nicht so schlecht! 

Soweit der Brief, die Antwort von mir nach Schloss Gaisbach an den Vetter Uli Freiherrn von Schauenburg.

Der Prinz von Preußen, Wilhelm I., welcher  1858 Deutscher Kaiser und König von Preußen wurde, kam zwischen seinen erzwungenen Aufenthalten in England sehr häufig nach Württemberg und besuchte regelmäßig Johann Philipp von Wessenberg und mehr als ein Mal war zur selben Zeit auch dessen Enkel Don Philipp, wie ihn sein Großvater zu nennen pflegte, zu Besuch. Die Beziehungen dieses herausragenden Wessenberg zum preußischen Hof, aber auch besonders zum holländischen Hof und natürlich nicht zu vergessen zum Reichsverweser Erzherzog Johann v. Habsburg hatten schon öfters fast verwandtschaftlichen Charakter. So besuchte 1845 Johann seinen Habsburger Namensvetter in der Einsamkeit der Obersteiermark, im sogenannten "Höll" am Brandhof, wo sich der Erzherzog mit seiner Frau Anna Maria geb. Plöchl, ernannte Gräfin von Meran zurückgezogen hatte. Und kurz vor Johann Wessenbergs Tode 1858 kam Erzherzog Johann ihn noch in Freiburg besuchen.

Gerade in diesem Sterbejahr kam auch sein Urenkel Pierre Maria, mein Urgroßvater, in Paris auf die Welt. Die Geschichte der Familie ist daher noch lange nicht zu Ende geschrieben. So wie die Wessenberg auch heute noch sehr lebendig sind, wenn auch von ihrem Stammschloss über Hottwil nur mehr wenige Steine erhalten sind. Als im Juli 1856 der Pfarrer von Mandach den in Baden auf Besuch weilenden Johann Philipp von Wessenberg besuchte, bat er diesen um einige Notizen über die Familie, da die dortigen Pfarrbücher wenig davon wissen. Zum Wessenberg ist ein Zitat erhalten: "Ein Stück Mauer, letzter Überrest unseres Stammschlosses," schrieb Johann an seinen Bruder Ignaz, "befindet sich noch auf einem Acker, Eigentum eines wohlhabenden Bauern, der, wie er sagte, große Lust zu haben scheint, die Steine davon woanders zu verwenden."

Zum Abschluss dieser Ausführungen kann ich leichthin mit Hilfe von Worten meiner prominenten Vorfahren sprechen.

Im Jahre 1802 schrieb Johann Philipp  : "Jeder der seinen Geist erheben will, dessen Einbildungskraft eine schönere Sphäre aufsucht als das Getümmel der Welt und der überhaupt ein Gefühl hat für die Pracht der Natur wird in der Schweiz mehr als in irgend einer anderen Gegend Europas Befriedigung finden." Und sein Bruder der Bischof und Dichter sagt in der letzten Strophe seines Poems über die Schweiz 1809: "Von Wang´ und Blicken, ein süß Entzücken, dass nichts an Reiz dir gleicht, o, Schweiz!"

Prof. Peter Heinrich von Wessenberg

Hottwil im Mai 2000